
Entgegen der landläufigen Meinung ist nicht die zurückgelegte Distanz, sondern die Qualität der überwundenen Anstrengung der Schlüssel zu tiefem Selbstbewusstsein und echter Zufriedenheit beim Radfahren.
- Die Überwindung von Widerständen aus reiner Muskelkraft löst eine Kaskade von Belohnungsstoffen wie Endocannabinoiden im Gehirn aus, die ein Gefühl intensiver Erfüllung schafft.
- Die Entscheidung für oder gegen motorisierte Unterstützung formt langfristig Ihr Selbstbild: „Ich habe es geschafft“ gegenüber „Das Gerät hat geholfen“.
Empfehlung: Wählen Sie Ihr Fortbewegungsmittel nicht nur nach praktischen, sondern nach psychologischen Kriterien. Fragen Sie sich: Möchte ich heute eine Aufgabe bewältigen oder einen Weg zurücklegen?
In einer Welt, die auf Effizienz und Komfort getrimmt ist, scheint das E-Bike die logische Evolution des Fahrrads zu sein. Es verspricht größere Reichweiten, bezwingbare Anstiege und die Möglichkeit, mühelos mit Fitteren mitzuhalten. Wir hören oft, dass es „mehr Menschen aufs Rad bringt“ und „die Umwelt schont“. Doch hinter dieser praktischen Fassade verbirgt sich eine tiefere, psychologische Dimension, die oft übersehen wird. Was, wenn der wahre Wert des Radfahrens nicht darin liegt, Anstrengung zu vermeiden, sondern sie bewusst zu suchen und zu überwinden?
Dieser Artikel taucht ein in die Philosophie der muskelbetriebenen Fortbewegung. Wir werden die gängige Annahme hinterfragen, dass „weiter“ immer auch „besser“ ist. Stattdessen legen wir den Fokus auf das Konzept der Selbstwirksamkeit – jenes tief verankerte Gefühl, Herausforderungen aus eigener Kraft meistern zu können. Es geht um die fast alchemistische Verwandlung von Schweiß in Stolz, von Erschöpfung in Erfüllung. Wir untersuchen, wie die Wahl zwischen einem Bio-Bike und einem Pedelec nicht nur eine technische, sondern eine fundamentale Entscheidung über das eigene Selbstbild ist.
Wir werden die biochemischen Prozesse beleuchten, die eine aus eigener Kraft errungene Leistung so belohnend machen, die psychologischen Fallstricke der Rationalisierung von Motorunterstützung aufdecken und konkrete Lebensmomente identifizieren, in denen der bewusste Verzicht auf Hilfe eine transformative Kraft entfalten kann. Dies ist kein Plädoyer gegen das E-Bike, sondern eine Einladung, die tiefere Bedeutung hinter der Art und Weise zu entdecken, wie wir uns durch die Welt bewegen.
Inhaltsverzeichnis: Die Psychologie der Fortbewegung aus eigener Kraft
- Warum 100 km mit eigener Kraft erfüllender sind als 300 km mit Motor-Unterstützung
- Wie Sie in 8 Wochen von „Anstrengung = Last“ zu „Anstrengung = Geschenk“ kommen
- E-Bike oder Muskelkraft: Wie Ihre Wahl Ihr Selbstbild über 2 Jahre verändert
- Der Rationalisierungs-Fehler: Warum E-Bike nicht „eigene Kraft mit Hilfe“ ist
- Die 5 Lebensmomente, in denen der Wechsel von E-Bike zu Bio-Bike transformierend wirkt
- Wie Sie in 6 Wochen durch 5 Reflexions-Übungen herausfinden, warum Sie wirklich Rad fahren
- Wie Sie Pedelec-Support so dosieren, dass beide Partner gleich angestrengt sind
- Wie Pedelecs Paare und Familien mit unterschiedlichen Fitness-Levels wieder zusammenbringen
Warum 100 km mit eigener Kraft erfüllender sind als 300 km mit Motor-Unterstützung
Die Logik der reinen Distanz ist verführerisch: Mehr Kilometer bedeuten mehr Erlebnis. Doch die menschliche Psyche funktioniert nicht nach den Regeln der reinen Mathematik. Die tiefste Form der Zufriedenheit entspringt nicht der Quantität, sondern der Qualität der erbrachten Leistung. Eine selbst bezwungene 100-Kilometer-Tour erzeugt ein Gefühl der Selbstwirksamkeit, das eine 300-Kilometer-Fahrt mit Motorhilfe psychologisch oft nicht erreichen kann. Der Grund dafür liegt tief in unserer Biochemie verankert. Anhaltende, fordernde Anstrengung löst im Körper Prozesse aus, die weit über die reine Kalorienverbrennung hinausgehen.
Lange wurde dieses Phänomen, bekannt als „Runner’s High“, allein auf Endorphine zurückgeführt. Neuere Forschungen zeigen jedoch ein noch komplexeres Bild. So wurde in einer bahnbrechenden Studie der TU München und Universität Bonn nachgewiesen, dass nach einem 2-stündigen Ausdauerlauf eine signifikant erhöhte Endorphin-Ausschüttung im Gehirn stattfindet. Diese körpereigenen Opiate docken an Rezeptoren an und dämpfen nicht nur Schmerz, sondern erzeugen auch euphorische Gefühle. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Eine Hamburger Studie fand heraus, dass vor allem körpereigene Endocannabinoide für das Hochgefühl verantwortlich sind. Im Gegensatz zu Endorphinen können sie die Blut-Hirn-Schranke leicht überwinden und so direkt auf die Stimmungszentren wirken.
Diese neurochemische Belohnung ist an eine Bedingung geknüpft: Sie ist die Antwort des Körpers auf eine als signifikant wahrgenommene Herausforderung. Ein Motor, der die Spitzen der Anstrengung kappt, reduziert unweigerlich die Intensität dieses Signals. Die „verdiente Anstrengung“ wird durch eine „assistierte Bewegung“ ersetzt – effizient, aber psychologisch weniger potent. Die Erfüllung liegt somit nicht in der Ankunft, sondern im Prozess der Überwindung.
Wie Sie in 8 Wochen von „Anstrengung = Last“ zu „Anstrengung = Geschenk“ kommen
Die Wahrnehmung von Anstrengung ist keine objektive Größe, sondern ein erlerntes mentales Modell. Viele von uns sind darauf konditioniert, Anstrengung als etwas Negatives zu sehen – eine Last, die es zu minimieren gilt. Der Schlüssel zur Transformation liegt darin, diese Perspektive bewusst zu ändern und Anstrengung als ein Geschenk zu begreifen: als eine Gelegenheit für Wachstum, Selbsterfahrung und eine tiefe Verbindung mit dem eigenen Körper und der Umwelt. Dieser Wandel ist kein Zufall, sondern das Ergebnis gezielter Praxis, insbesondere durch Achtsamkeit.
Beginnen Sie damit, Ihre Touren neu zu gestalten. Anstatt nur von A nach B zu hetzen, integrieren Sie bewusste Pausen. Halten Sie an einem Ort an, der Sie anspricht, schließen Sie die Augen und konzentrieren Sie sich für zwei Minuten nur auf Ihren Atem. Spüren Sie die Luft auf Ihrer Haut, hören Sie die Geräusche um sich herum und nehmen Sie den Zustand Ihres Körpers wahr: den schnellen Herzschlag, die müden Muskeln, das Gefühl der Wärme. Bewerten Sie diese Empfindungen nicht, sondern nehmen Sie sie einfach als Zeichen an, dass Ihr Körper arbeitet und lebt. Diese Praxis der Achtsamkeit unterbricht den Autopiloten und verankert Sie im Hier und Jetzt.

In den folgenden Wochen erweitern Sie diese Übung. Versuchen Sie, während der Fahrt selbst achtsam zu sein. Konzentrieren Sie sich auf das rhythmische Geräusch der Kette, das Gefühl des Drucks auf die Pedale oder den Wind im Gesicht. Wenn Sie an einen Anstieg kommen, fokussieren Sie nicht auf das Ende des Berges, sondern auf den nächsten Kurbeltritt. Jeder Tritt ist ein kleiner Sieg. So wird der Berg von einem unüberwindbaren Hindernis zu einer Serie von machbaren Einzelschritten. Durch diese Umdeutung wird Anstrengung zu einem intensiven, meditativen Erlebnis – einem Geschenk der Gegenwart.
E-Bike oder Muskelkraft: Wie Ihre Wahl Ihr Selbstbild über 2 Jahre verändert
Die Entscheidung für ein Fahrrad ist selten nur eine rationale Abwägung von Kosten und Nutzen. Sie ist auch ein Statement darüber, wie wir uns selbst sehen und von anderen gesehen werden möchten. Diese Wahl hat das Potenzial, unser Selbstbild über Monate und Jahre hinweg subtil, aber nachhaltig zu formen. Der Kernunterschied liegt in der Zuschreibung des Erfolgs: Schreibe ich die Leistung mir selbst zu oder dem Gerät?
Oberflächlich betrachtet scheinen die physiologischen Unterschiede gering zu sein. Eine dreijährige Studie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) mit fast 2.000 Teilnehmern ergab, dass die Herzfrequenz bei Pedelec-Nutzern im Schnitt nur 5 Schläge pro Minute niedriger ist als bei konventionellen Radfahrern. Dies deutet darauf hin, dass E-Biken keineswegs „kein Sport“ ist. Doch die psychologische Wirkung ist eine andere. Eine norwegische Langzeitstudie liefert hierzu entscheidende Einblicke: Während E-Bike-Nutzer fast doppelt so viele Kilometer pro Tag zurücklegten, berichteten die Fahrer von Bio-Bikes von signifikant mehr Stolz und einem höheren Gefühl der Selbstwirksamkeit nach einer abgeschlossenen Tour.
Über einen Zeitraum von zwei Jahren verfestigen sich diese wiederholten Erfahrungen zu einem stabilen Teil des Selbstbildes. Der Bio-Biker verinnerlicht bei jeder Tour die Botschaft: „Ich habe diesen Berg bezwungen. Ich habe diese Distanz aus eigener Kraft geschafft. Ich bin stark und ausdauernd.“ Der E-Biker hingegen verinnerlicht eine subtil andere Botschaft: „Wir haben das geschafft.“ Das „Wir“ schließt den Motor mit ein und schwächt die direkte Zurechnung der Leistung zur eigenen Person. Langfristig kann dies den Aufbau eines robusten, auf eigener Leistung basierenden Selbstvertrauens untergraben.
Der Rationalisierungs-Fehler: Warum E-Bike nicht „eigene Kraft mit Hilfe“ ist
Eine der häufigsten Rechtfertigungen für den Griff zum E-Bike lautet: „Es ist ja immer noch meine eigene Kraft, nur mit ein wenig Unterstützung.“ Diese Aussage ist technisch korrekt, aber psychologisch irreführend. Sie übersieht einen entscheidenden Mechanismus, den Forscher der Brigham Young University als „psychologischen Placebo-Effekt“ bezeichnen. Die bloße Anwesenheit des Motors verändert unsere Wahrnehmung und unser Verhalten fundamental.
Die Studie verglich erfahrene Mountainbiker auf identischen Strecken, einmal mit einem normalen MTB und einmal mit einem E-Mountainbike. Das überraschende Ergebnis: Obwohl die Herzfrequenzen und die wahrgenommene Anstrengung nahezu identisch waren, fühlten sich die Fahrer auf dem E-Bike mental weniger belastet. Die Forscher schlussfolgern, dass E-Bike-Fahrer oft einem Placebo-Effekt unterliegen und sich fast genauso anstrengen, weil der Motor suggeriert, die Fahrt sei leichter. Man tritt unbewusst kräftiger in die Pedale, weil man eine geringere Belastung erwartet.

Hier liegt der Rationalisierungs-Fehler: Wir glauben, wir nutzen die Hilfe nur, um Spitzen zu kappen, doch in Wahrheit verändert das Wissen um die verfügbare Hilfe unsere gesamte Herangehensweise. Die psychologische Erfahrung der Überwindung, das Gefühl, an die eigene Grenze zu gehen und sie zu verschieben, wird durch die ständige Verfügbarkeit des „Sicherheitsnetzes“ Motor verwässert. Es ist der Unterschied zwischen dem Klettern mit einem Seil von oben und dem Vorstieg, bei dem man das Seil selbst sichert. Auch wenn man nicht stürzt, ist das Gefühl der Autonomie und des Risikos ein völlig anderes. Das E-Bike eliminiert das „Was-wäre-wenn-ich-es-nicht-schaffe“-Gefühl – genau jenes Gefühl, aus dessen Überwindung die stärkste Form von Selbstvertrauen erwächst.
Die 5 Lebensmomente, in denen der Wechsel von E-Bike zu Bio-Bike transformierend wirkt
Es gibt bestimmte Wendepunkte im Leben, an denen eine bewusste Entscheidung für die „verdiente Anstrengung“ eine besonders starke symbolische und transformative Kraft entfalten kann. Der Umstieg von einem E-Bike auf ein reines Bio-Bike wird in diesen Momenten mehr als nur ein Tausch von Technik – er wird zu einem kraftvollen Ritual des Neuanfangs und der Selbstermächtigung.
Diese Momente sind Gelegenheiten, sich selbst zu beweisen, dass man die Kontrolle zurückgewinnt oder neue Kapitel aus eigener Kraft aufschlägt. Anstatt sich der Bequemlichkeit hinzugeben, wählt man bewusst den herausfordernden Weg, um eine tiefere persönliche Botschaft zu verinnerlichen. Hier sind fünf solcher Schlüsselmomente:
- Nach der Genesung von einer Krankheit: Den eigenen Körper wieder vollständig in Besitz zu nehmen und seine Leistungsfähigkeit zu spüren, ist ein starkes Statement der zurückgewonnenen Kontrolle und Vitalität.
- Bei einer beruflichen Neuorientierung: Jeder bezwungene Berg wird zur Metapher für eine gemeisterte berufliche Herausforderung und stärkt den Glauben an die eigene Fähigkeit, neue Wege zu gehen.
- Zum 40. oder 50. Geburtstag: Statt einer klassischen Midlife-Crisis kann der Kauf eines sportlichen Bio-Bikes ein bewusstes Investment in die nächsten 20 Jahre Gesundheit und Fitness sein.
- Nach dem Auszug der Kinder: Die neu gewonnene Freiheit kann genutzt werden, um sich persönlichen Abenteuern wie einem Alpencross zu widmen und die eigenen Grenzen neu auszuloten.
- Beim Umzug in eine fahrradfreundliche Stadt: Der Wechsel zum Bio-Bike ermöglicht die vollständige Integration in die lokale Radkultur und das Erleben der Stadt im authentischen Rhythmus ihrer Bewohner.
Die Erfahrung, solche Herausforderungen zu meistern, strahlt auf alle anderen Lebensbereiche aus. Es ist ein Gefühl, das weit über den Sport hinauswirkt, wie ein erfahrener Radfahrer treffend beschreibt:
Ich war mit dem Fahrrad auf dem Berg – was auch immer an Herausforderung kommt – das kann ich schaffen! Dieses positive Gefühl nimmt Einfluss auf die Persönlichkeit und lässt einen auch in anderen Lebensbereichen selbstbewusster auftreten.
– Erfahrungsbericht, MyVelo Blog
Wie Sie in 6 Wochen durch 5 Reflexions-Übungen herausfinden, warum Sie wirklich Rad fahren
Um die transformative Kraft des Radfahrens voll auszuschöpfen, ist es entscheidend, die eigenen, tiefen Motivationen zu verstehen. Fahren Sie, um fit zu sein? Um die Natur zu erleben? Um Stress abzubauen? Oder suchen Sie unbewusst nach Grenzerfahrungen, die Ihr Selbstvertrauen stärken? Ein klares „Warum“ verwandelt eine sportliche Aktivität in einen sinnerfüllten Pfad. Die folgenden Reflexions-Übungen, durchgeführt über einen Zeitraum von sechs Wochen, helfen Ihnen dabei, Ihre innere Landkarte des Radfahrens zu zeichnen.
Führen Sie ein kleines Notizbuch, Ihr „Logbuch der Selbsterkenntnis“. Nach jeder signifikanten Tour nehmen Sie sich zehn Minuten Zeit, um Ihre Gedanken festzuhalten. Dieser Prozess der Externalisierung macht unbewusste Muster sichtbar und fördert eine tiefere Verbindung zu Ihren wahren Beweggründen.
Ihr Aktionsplan zur Selbstreflexion
- Das Gefühlsprotokoll (Woche 1-2): Notieren Sie nach jeder Fahrt drei Gefühle, die am stärksten waren. Waren es Stolz, Erschöpfung, Freude, Frustration? Versuchen Sie, den genauen Moment zu identifizieren, in dem dieses Gefühl auftrat (z.B. „Stolz, als ich die Kuppe erreichte“).
- Die Motivations-Analyse (Woche 3): Schreiben Sie vor der Fahrt auf, was Sie sich von dieser Tour erhoffen. Nach der Fahrt gleichen Sie ab: Wurde Ihre Erwartung erfüllt? Was war stattdessen das eigentliche Highlight?
- Die „Heldenreise“ (Woche 4): Beschreiben Sie Ihre anspruchsvollste Tour wie eine kleine Heldengeschichte. Was war der „Drache“ (der steilste Anstieg, der Gegenwind)? Wie haben Sie ihn besiegt? Was war die „Belohnung“?
- Die Sinnes-Inventur (Woche 5): Widmen Sie eine komplette Fahrt der reinen Sinneswahrnehmung. Was haben Sie gerochen (gemähtes Gras, feuchter Waldboden)? Was haben Sie gehört (Vögel, das Surren der Reifen)? Notieren Sie die intensivsten Eindrücke.
- Die Synthese (Woche 6): Lesen Sie alle Ihre Notizen. Identifizieren Sie wiederkehrende Themen. Formulieren Sie in einem einzigen Satz, was Radfahren für Sie wirklich bedeutet. Dieser Satz ist Ihr persönlicher Kompass.
Diese strukturierte Selbstbeobachtung ist mehr als nur ein Tagebuch. Sie ist ein aktiver Prozess, der Ihnen Klarheit über Ihre tiefsten Antriebe verschafft und Ihnen ermöglicht, Ihre zukünftigen Touren so zu gestalten, dass sie maximal sinnerfüllend sind. Sie lernen, nicht nur Kilometer, sondern Momente der Selbsterkenntnis zu sammeln.
Wie Sie Pedelec-Support so dosieren, dass beide Partner gleich angestrengt sind
Die größte Stärke des Pedelecs liegt in seiner Fähigkeit, Leistungsunterschiede auszugleichen. Doch „ausgleichen“ bedeutet nicht, die Anstrengung für den schwächeren Fahrer auf Null zu reduzieren. Das Ziel sollte sein, dass beide Partner am Ende einer Tour ein ähnliches Maß an wohliger Erschöpfung empfinden. Dies erfordert eine bewusste und kommunikative Dosierung der Motorunterstützung, die über die Werkseinstellungen hinausgeht. Der Schlüssel liegt darin, die Unterstützungsstufen nicht als An/Aus-Schalter, sondern als feinfühliges Instrument zur Synchronisierung der Belastung zu verstehen.
Eine gute Orientierung bietet der Puls. Moderne Sportuhren ermöglichen es Paaren, ihre Belastung objektiv zu vergleichen. Das Ziel ist es, dass beide in einem ähnlichen prozentualen Bereich ihrer maximalen Herzfrequenz fahren. Der fittere Partner fährt auf dem Bio-Bike im oberen Grundlagenbereich, während der Partner auf dem Pedelec die Unterstützung so wählt, dass er ebenfalls in diesen moderat anstrengenden Bereich kommt. Wie eine umfassende Analyse der Medizinischen Hochschule Hannover zeigt, ist der Trainingseffekt auch beim Pedelecfahren erheblich. Der folgende Leitfaden gibt eine grobe Orientierung, wie sich die Unterstützung auf die Herzfrequenz im Vergleich zu einem Bio-Bike auswirkt:
| Unterstützungsstufe | Flaches Gelände | 5% Steigung | 10% Steigung |
|---|---|---|---|
| Eco-Modus | Entspricht Bio-Bike | -10 Schläge/Min | -15 Schläge/Min |
| Tour-Modus | +5 Schläge/Min | Entspricht Bio-Bike | -10 Schläge/Min |
| Sport-Modus | +10 Schläge/Min | +5 Schläge/Min | Entspricht Bio-Bike |
Diese Werte sind Richtlinien. Die wichtigste Regel ist die Kommunikation. Sprechen Sie miteinander: „Wie anstrengend ist das für dich auf einer Skala von 1 bis 10?“ oder „Lass uns am nächsten Anstieg versuchen, dass du im Eco-Modus bleibst.“ So wird die gemeinsame Tour zu einem Team-Erlebnis, bei dem beide gefordert, aber niemand über- oder unterfordert wird.
Entgegen vieler Vorurteile zeigen die Zahlen, dass Muskeln und das Herz-Kreislaufsystem beim Pedelecfahren nahezu so gefordert werden wie beim herkömmlichen Radfahren.
– Dr. Hedwig Theda Boeck, MHH Klinik für Rehabilitations- und Sportmedizin
Das Wichtigste in Kürze
- Die psychologische Belohnung des Radfahrens (Selbstwirksamkeit, Stolz) hängt von der Qualität der „verdienten Anstrengung“ ab, nicht von der reinen Distanz.
- Die Wahl zwischen Bio-Bike und E-Bike ist eine langfristige Entscheidung, die Ihr Selbstbild formt, indem sie bestimmt, wem Sie den Erfolg zuschreiben: sich selbst oder der Technik.
- Das Pedelec ist ein wertvolles Werkzeug, um soziale Teilhabe zu ermöglichen, sollte aber bewusst dosiert werden, um den sportlichen und psychologischen Nutzen nicht vollständig zu eliminieren.
Wie Pedelecs Paare und Familien mit unterschiedlichen Fitness-Levels wieder zusammenbringen
Nachdem wir die tiefe psychologische Bedeutung der reinen Muskelkraft beleuchtet haben, ist es entscheidend, die andere Seite der Medaille anzuerkennen: die enorme soziale Kraft des Pedelecs. In vielen Partnerschaften und Familien führen unterschiedliche Fitnesslevel zu Frustration. Der eine fühlt sich unterfordert und gelangweilt, der andere überfordert und abgehängt. Gemeinsame Touren werden zur Zerreißprobe und finden schließlich gar nicht mehr statt. Genau hier entfaltet das Pedelec sein größtes Potenzial: Es ist ein sozialer Katalysator, der gemeinsame Erlebnisse wieder ermöglicht.
Studien belegen diesen Effekt eindrücklich. Eine paneuropäische Untersuchung zeigte, dass E-Biker im Schnitt 7 Jahre älter sind als Bio-Biker, aber dennoch ähnliche Distanzen zurücklegen. Das Pedelec überbrückt nicht nur Fitness-, sondern auch Generationenunterschiede. Es ermöglicht dem 65-jährigen Großvater, mit seiner 40-jährigen Tochter und dem 15-jährigen Enkel eine anspruchsvolle Tour zu unternehmen, bei der alle zusammenbleiben und das Erlebnis teilen können. Die Technologie wird zum Brückenbauer.
Fallbeispiel: Die wiedervereinte Rad-Familie
Ein 45-jähriger, trainierter Rennradfahrer wollte seit Jahren wieder Touren mit seinem gleichaltrigen Schwager, einem untrainierten Ex-Raucher, unternehmen. Jede gemeinsame Fahrt endete in Frust. Nach dem Kauf eines Pedelecs für den Schwager konnten sie eine 50-Kilometer-Tour mit mehreren Steigungen gemeinsam bewältigen. Der Rennradfahrer konnte sein Tempo fahren, während der Schwager die Unterstützung nutzte, um dranzubleiben. Beide kamen gleichzeitig und zufrieden am Ziel an – ein Erlebnis, das ohne das Pedelec undenkbar gewesen wäre.
Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, das Pedelec als das zu sehen, was es in diesem Kontext ist: ein Werkzeug zur Ermöglichung von Gemeinschaft. Es geht nicht darum, eine persönliche Grenzerfahrung zu suchen, sondern darum, gemeinsame Zeit und geteilte Erinnerungen zu schaffen. Die Freude entsteht hier nicht primär aus der individuellen Leistung, sondern aus der sozialen Interaktion und dem Gefühl der Verbundenheit. Das Pedelec opfert einen Teil der individuellen Selbstwirksamkeit zugunsten eines größeren Gewinns: der sozialen Kohäsion.
Letztendlich ist die Wahl Ihres Fahrrads eine tief persönliche Entscheidung, die Ihre Ziele widerspiegeln sollte. Fragen Sie sich nicht nur „Wohin will ich fahren?“, sondern auch „Wer will ich sein?“. Beginnen Sie noch heute damit, Ihre Fahrten nicht nur als Training, sondern als aktive Gestaltung Ihres Selbstbildes zu betrachten.