
Ein Gravelbike erweitert Ihr befahrbares Terrain nicht nur – es multipliziert es. Die wahre Freiheit liegt in der strategischen Nutzung, um die eigene Routen-Matrix in Deutschland exponentiell zu vergrößern.
- Die Kombination aus offiziellen Radwegen und unbefestigten Wirtschafts- und Waldwegen verdreifacht Ihr Streckenpotenzial.
- Gezielte Anpassungen bei Reifen, Taschen und Laufrädern machen Ihr Rad zum ultimativen Allround-Werkzeug für jedes Abenteuer.
Empfehlung: Analysieren Sie Ihr typisches Streckenprofil (z. B. 60/40 Asphalt/Schotter) und optimieren Sie Ihr Setup gezielt darauf, anstatt einen Kompromiss für alles zu suchen.
Jeder passionierte Rennradfahrer kennt dieses Gefühl: Der glatte Asphalt endet und ein verlockender Schotterweg zweigt ab, der in einen Wald oder zu einem unbekannten See führt. Ein unbefahrbares Hindernis. Bisher. Die übliche Antwort auf dieses Dilemma lautet: „Du brauchst ein Gravelbike.“ Doch diese Aussage greift zu kurz. Ein Gravelbike ist weit mehr als nur ein Fahrrad, das beides kann. Es ist ein strategisches Instrument, das, richtig eingesetzt, Ihre persönliche Radfahr-Landkarte nicht nur erweitert, sondern exponentiell vergrößert.
Die wahre Revolution liegt nicht in der Vielseitigkeit des Rades selbst, sondern in der bewussten Entscheidung, die Grenzen des Bekannten zu sprengen. Es geht darum, eine neue Denkweise zu adaptieren: die des Entdeckers, der sein Material gezielt einsetzt, um eine riesige, bisher unzugängliche Routen-Matrix zu erschließen. In Deutschland, einem Land der perfekt ausgebauten Radwege, aber auch der unzähligen Forst- und Feldwege, eröffnet sich damit ein Potenzial, das die Möglichkeiten eines reinen Rennrads um ein Vielfaches übersteigt.
Dieser Leitfaden geht über die üblichen Ratschläge hinaus. Er zeigt Ihnen nicht nur, *dass* Sie mit einem Gravelbike mehr entdecken können, sondern *wie* Sie es systematisch zur Eroberung neuen Terrains einsetzen. Wir analysieren die entscheidenden technischen Anpassungen, strategischen Entscheidungen und mentalen Schalter, die Sie umlegen müssen, um die versprochene Freiheit tatsächlich zu erfahren und Ihr befahrbares Gebiet um 300 % zu erweitern.
Um die gewaltigen Möglichkeiten des Gravelbikes voll auszuschöpfen, haben wir diesen Artikel in übersichtliche Abschnitte gegliedert. Jeder Teil widmet sich einem strategischen Aspekt, der Ihnen hilft, Ihr Rad und Ihre Touren auf das nächste Level zu heben.
Inhaltsverzeichnis: Ihr Weg zu grenzenloser Routen-Freiheit
- Warum ein Gravelbike Ihnen dreimal so viele Routen-Optionen eröffnet wie ein Rennrad
- Wie Sie Ihr Gravelbike für 60/40 Asphalt/Schotter perfekt bereifungs-optimieren
- Race-Gravel oder Adventure-Gravel: Welcher Typ für Ihre Touren-Ambitionen?
- Der Gelände-Fehler: Warum Ihr Gravelbike auf echten MTB-Trails überfordert ist
- Zweiter Laufradsatz für 600 €: Wann sich Asphalt- und Gravel-Wheelsets lohnen
- Warum Bikepacking-Taschen Ihnen 70% mehr Routenoptionen eröffnen als klassische Packtaschen
- Wie Sie ein Tourenrad für Alltag UND 2-Wochen-Reisen in 6 Schritten perfekt aufbauen
- Wie Sie mit 8 kg Gepäck 10-Tage-Bikepacking-Touren durch entlegene Regionen meistern
Warum ein Gravelbike Ihnen dreimal so viele Routen-Optionen eröffnet wie ein Rennrad
Die Behauptung einer 300-prozentigen Erweiterung Ihrer Routen mag kühn klingen, doch sie basiert auf einer simplen Rechnung, die speziell für die deutsche Landschaft gilt. Es geht um die Erschließung einer bisher ignorierten, aber riesigen Infrastruktur. Während sich Rennradfahrer auf das Netz asphaltierter Straßen beschränken, schaltet das Gravelbike zwei weitere, gewaltige Netze frei: Feld-/Waldwege und offizielle Schotterradwege. Die Zahlen verdeutlichen dieses immense Erschließungs-Potenzial. Deutschland verfügt über ein Netz von Radwegen, dessen offizielle Länge bereits beachtlich ist.
Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs. Schätzungen zufolge existiert daneben ein Netz von rund 40.000 Kilometern an gut befahrbaren Feld- und Waldwegen. Addiert man dazu die offiziellen Radwege, darunter auch immer mehr explizit als Schotterpisten angelegte Strecken, ergibt sich eine gewaltige neue „Routen-Matrix“. Es geht nicht nur darum, mehr Kilometer zur Verfügung zu haben. Die wahre Magie liegt in der Verknüpfung: Plötzlich können Sie die Lücken zwischen zwei bisher getrennten Asphalt-Touren füllen, eine Abkürzung durch den Wald nehmen oder eine Runde um einen See drehen, der vorher unerreichbar war.
Typische Gravel-Touren in deutschen Mittelgebirgen wie dem Harz oder der Eifel nutzen genau diese Kombination. Sie umfassen oft eine Distanz von rund 50 Kilometern mit moderaten 250 bis 450 Höhenmetern und verbinden dabei geschickt Asphaltabschnitte, idyllische Schotterwege und kurze, knifflige Waldpassagen. Dies schafft eine völlig neue Touren-Qualität, die weit über das monotone Abspulen von Straßenkilometern hinausgeht und den Entdeckergeist weckt. Das Gravelbike ist der Schlüssel, der diese drei Welten aufsperrt und zu einer einzigen, riesigen Spielwiese verbindet.
Wie Sie Ihr Gravelbike für 60/40 Asphalt/Schotter perfekt bereifungs-optimieren
Die Reifen sind die wichtigste Schnittstelle zwischen Ihnen und dem Untergrund. Beim Gravelbike geht es nicht darum, den einen perfekten Allround-Reifen zu finden – das ist ein Kompromiss, der nirgends wirklich glänzt. Es geht um Terrain-Effizienz: die bewusste Optimierung für Ihr häufigstes Einsatzgebiet. Für viele Fahrer in Deutschland bedeutet das ein 60/40-Profil: 60 % Asphalt für Anfahrt und Verbindungsstücke, 40 % Schotter und Waldwege für das eigentliche Abenteuer. Die entscheidenden Stellschrauben hierfür sind Reifenbreite und vor allem der Luftdruck.
Ein typischer 38-42mm breiter Gravel-Reifen mit einem feinen Zentralprofil für Leichtlauf auf Asphalt und ausgeprägten Seitenstollen für Kurvenhalt im Gelände ist hier oft die beste Wahl. Doch die wahre Magie entfaltet sich über den Luftdruck. Während auf Asphalt ein höherer Druck für weniger Rollwiderstand sorgt, benötigen Sie auf Schotter weniger Druck für mehr Traktion, Dämpfung und Pannenschutz. Ein Tubeless-Setup ist hierbei fast schon Pflicht, da es das Fahren mit niedrigerem Druck ohne die gefürchteten „Snakebites“ (Durchschläge) ermöglicht und so den Komfort und die Sicherheit massiv erhöht.
Die folgende Tabelle bietet eine exzellente Ausgangsbasis für die Bestimmung Ihres persönlichen Reifendrucks. Sie dient als Startpunkt, von dem aus Sie je nach Untergrund und Wetter feintunen können. Denken Sie daran: Reduzieren Sie den Druck für Schotter um etwa 0,3-0,5 bar gegenüber Ihrem Asphalt-Druck, um die perfekte Balance zu finden.
| Fahrergewicht | 35-38mm Reifen | 40-45mm Reifen |
|---|---|---|
| 60-70 kg | 2,5-3,0 bar | 2,0-2,5 bar |
| 70-85 kg | 3,0-3,5 bar | 2,5-3,0 bar |
| 85-100 kg | 3,5-4,0 bar | 3,0-3,5 bar |
Die genauen Werte hängen vom Reifenmodell, der Felgenbreite und Ihrem persönlichen Fahrstil ab. Experimentieren Sie mit diesen Werten. Eine kleine Anpassung des Luftdrucks vor einem Schotterabschnitt kann das Fahrgefühl komplett verändern und ist der einfachste Weg, die Performance Ihres Rades an das Terrain anzupassen. Laut einer Analyse zu optimalen Reifendrücken ist dies der entscheidende Faktor für Fahrspaß und Sicherheit.
Race-Gravel oder Adventure-Gravel: Welcher Typ für Ihre Touren-Ambitionen?
Sobald Sie sich für die Gravel-Welt entscheiden, stehen Sie vor einer grundlegenden Wahl: Soll es ein leichtes, schnelles Race-Gravelbike sein oder ein robustes, vielseitiges Adventure-Gravelbike? Diese Entscheidung hängt einzig und allein von Ihren persönlichen Ambitionen ab. Es geht nicht darum, was „besser“ ist, sondern welches Werkzeug für Ihre Mission am besten geeignet ist. Der Unterschied liegt im Detail: Geometrie, Reifenfreiheit und Montagepunkte.
Das Race-Gravelbike ist der direkte Nachfahre des Rennrads. Es zeichnet sich durch eine sportlichere, aerodynamischere Sitzposition, ein steiferes Fahrwerk und oft eine geringere Reifenfreiheit (meist bis 42 mm) aus. Es ist die perfekte Wahl für schnelle Feierabendrunden, Gravel-Rennen oder Touren, bei denen Geschwindigkeit und Effizienz im Vordergrund stehen. Es fühlt sich auf Asphalt und festen Schotterwegen am wohlsten.
Das Adventure-Gravelbike hingegen ist der Entdecker und Lastenesel. Seine Geometrie ist aufrechter und auf Langstreckenkomfort ausgelegt. Ein längerer Radstand sorgt für mehr Laufruhe im Gelände. Die entscheidenden Merkmale sind eine massive Reifenfreiheit (oft bis 50 mm oder mehr) und eine Fülle von Montagepunkten am Rahmen und an der Gabel. An diesen Ösen lassen sich Schutzbleche, Gepäckträger und diverse Taschen für mehrtägige Bikepacking-Abenteuer befestigen. Es ist das ideale Rad, um den „Autonomie-Radius“ maximal zu erweitern.

Wie die Abbildung zeigt, verkörpern beide Räder unterschiedliche Philosophien. Das linke Rad schreit nach Geschwindigkeit und Effizienz, ideal für den sportlichen Einsatz. Das rechte Rad verspricht Freiheit und Unabhängigkeit für lange Touren abseits der Zivilisation. Ihre Wahl sollte widerspiegeln, ob Sie primär schnell von A nach B kommen oder ob der Weg selbst das Ziel ist, egal wie lange er dauert.
Der Gelände-Fehler: Warum Ihr Gravelbike auf echten MTB-Trails überfordert ist
Die enorme Vielseitigkeit des Gravelbikes verleitet schnell zu einem Trugschluss: dass es jede Art von Gelände meistern kann. Das ist der häufigste und potenziell gefährlichste Fehler, den Einsteiger machen. Ein Gravelbike ist kein Mountainbike mit Rennlenker. Seine Grenzen werden auf echten, technischen Mountainbike-Trails schnell und deutlich aufgezeigt. Der Schlüssel zum Verständnis dieser Grenze liegt in der offiziellen Singletrail-Skala (S-Skala), die Wege nach ihrer technischen Schwierigkeit klassifiziert.
Die Domäne des Gravelbikes liegt klar in den unteren Bereichen dieser Skala:
- S0-Wege: Hier glänzt das Gravelbike. Dies sind breite, gut befestigte Forst- und Waldwege ohne besondere Hindernisse wie Wurzeln oder Stufen. Der Untergrund ist griffig und das Gefälle moderat.
- S1-Wege: Hier wird es anspruchsvoll, ist aber für geübte Fahrer noch machbar. Typische Wanderwege mit kleinen Wurzeln, Steinen und gelegentlich engeren Kurven fallen in diese Kategorie. Eine saubere Fahrtechnik und gute Körperbeherrschung sind erforderlich.
- S2-Trails und höher: Hier ist ein klassisches Gravelbike überfordert. Große Wurzelteppiche, Felsbrocken, hohe Stufen und steile, technische Passagen erfordern die Kontrolle, die nur ein breiter Mountainbike-Lenker und vor allem eine Federgabel bieten.
Der Grund für diese Limitierung ist konstruktionsbedingt. Dem Gravelbike fehlen die entscheidenden Merkmale eines MTBs: eine Federung, um Schläge zu absorbieren, und der breite Lenker, der die nötige Hebelwirkung für schnelle Lenkkorrekturen in technischem Terrain bietet. Zwar gibt es Ausnahmen, wie spezielle Modelle mit Federgabeln, die diese Grenzen verschieben. Ein Beispiel dafür ist das YT Szepter, das laut einer Analyse von MTB-News sogar eine ASTM 3 Klassifizierung besitzt und somit für Sprünge auf Trails freigegeben ist. Dies bleibt jedoch eine Nische. Für 95 % der Gravelbikes gilt: Ihre Stärke liegt auf Wegen, nicht auf Trails.
Zweiter Laufradsatz für 600 €: Wann sich Asphalt- und Gravel-Wheelsets lohnen
Für den ambitionierten Gravel-Fahrer, der regelmäßig zwischen reinen Straßentouren und echten Schotter-Abenteuern wechselt, gibt es eine strategische Aufrüstung, die das Konzept der Vielseitigkeit auf die Spitze treibt: ein zweiter Laufradsatz. Diese Investition von etwa 600 bis 800 Euro verwandelt Ihr Gravelbike effektiv in zwei spezialisierte Maschinen. Es ist das ultimative Beispiel für System-Dualität: Statt eines kompromissbehafteten Allrounders besitzen Sie ein schnelles Rennrad und ein potentes Gravelbike in einem.
Der Nutzen geht weit über den reinen Komfort hinaus. Der ständige Wechsel von Reifen auf derselben Felge ist nicht nur zeitaufwendig, sondern verschleißt auch den Reifenwulst und kann bei Tubeless-Setups zu Dichtigkeitsproblemen führen. Mit einem zweiten Laufradsatz entfällt dieser Prozess komplett. Der Wechsel dauert nur wenige Minuten. Auf dem einen Laufradsatz montieren Sie schmale, schnelle Straßenreifen (z. B. 28-32 mm). Auf dem anderen Laufradsatz haben Sie Ihre breiten, profilierten Gravel-Reifen (z. B. 40-45 mm) für das Gelände.
Zusätzlich können Sie die Kassetten an den jeweiligen Einsatzzweck anpassen: eine eng gestufte Kassette für hohe Geschwindigkeiten auf der Straße und eine Kassette mit einem großen Rettungsritzel für steile Anstiege im Gelände. Die Investition in einen zweiten Laufradsatz amortisiert sich somit nicht nur durch Zeitersparnis, sondern auch durch gesteigerte Performance und Materialschonung.
Kosten-Nutzen-Analyse: Zweitlaufradsatz
Eine Analyse für Gravelbikes der 2000€-Klasse zeigt, dass sich ein Zweitlaufradsatz für ca. 600 € oft schon nach 18 bis 24 Monaten rentiert. Die Zeitersparnis beim Wechsel (5 Minuten statt 30 Minuten pro Wechsel), der verminderte Reifenverschleiß und die Möglichkeit, optimierte Kassetten zu nutzen, stellen einen erheblichen Mehrwert dar. Dies gilt besonders für Fahrer, die mindestens einmal pro Woche zwischen Straße und Gelände wechseln.
Warum Bikepacking-Taschen Ihnen 70% mehr Routenoptionen eröffnen als klassische Packtaschen
Wenn es um Touren mit Übernachtung geht, stehen Gravel-Fahrer vor der Wahl zwischen klassischen Gepäckträgertaschen (Panniers) und modernen Bikepacking-Taschen. Während erstere mehr Volumen bieten, eröffnen letztere durch ihr Design einen signifikant größeren Aktionsradius. Der Grund ist einfach: Bikepacking-Taschen sind schmal, aerodynamisch und benötigen keinen Gepäckträger. Sie werden direkt am Rahmen, Lenker und unter dem Sattel befestigt. Diese schlanke Bauweise ist der Schlüssel zu mehr Routenfreiheit.
Klassische, weit ausladende Packtaschen machen das Fahrrad breit und schwerfällig. Auf engen Waldwegen, Singletrails oder an typisch deutschen „Drängelgittern“ zur Verkehrsberuhigung werden sie schnell zum Hindernis. Bikepacking-Taschen hingegen erhalten die Agilität und das schmale Profil des Fahrrads. Sie ermöglichen es Ihnen, auch technische Passagen und enge Pfade zu befahren, die mit einem voll beladenen Tourenrad unpassierbar wären. Dadurch erschließen Sie sich Verbindungswege und Abkürzungen, die Ihre Routen-Matrix erheblich erweitern.
Diese schlanke Bauweise bietet zudem einen oft übersehenen, aber entscheidenden Vorteil im deutschen Kontext: die problemlose Mitnahme in Zügen der Deutschen Bahn. Wer schon einmal versucht hat, ein Rad mit breiten Packtaschen in ein überfülltes Fahrradabteil eines Regionalexpresses zu zwängen, kennt das Problem. Das schlanke Bikepacking-Setup passt hingegen meist problemlos und erleichtert die An- und Abreise zu Tourengebieten wie dem Schwarzwald oder dem Weserradweg ungemein.

Die Abbildung verdeutlicht den entscheidenden Vorteil: Das Rad bleibt schmal und wendig. Diese Eigenschaft ist nicht nur auf dem Trail selbst, sondern auch bei der Logistik rund um die Tour von unschätzbarem Wert. Bikepacking-Taschen zwingen zwar zu minimalistischerem Packen, belohnen aber mit einer ungleich größeren Freiheit in der Routenwahl.
Wie Sie ein Tourenrad für Alltag UND 2-Wochen-Reisen in 6 Schritten perfekt aufbauen
Die wahre Stärke des Gravelbikes zeigt sich in seiner Wandlungsfähigkeit. Mit den richtigen, modularen Komponenten können Sie dasselbe Rad als schnelles Pendlerrad für den Alltag und als voll ausgestattetes Reiserad für den Jahresurlaub nutzen. Der Schlüssel liegt in Anbauteilen, die sich schnell montieren und demontieren lassen. So können Sie Ihr Rad in wenigen Minuten von einem minimalistischen Alltagsbegleiter in eine Abenteuermaschine verwandeln.
Der Fokus liegt auf Modularität und StVZO-Konformität für den deutschen Straßenverkehr. Eine fest installierte Lichtanlage ist dank moderner Akkuleuchten nicht mehr zwingend notwendig. Schnell montierbare Schutzbleche halten Sie bei Regen trocken, können aber für die sportliche Sonntagsrunde einfach abgenommen werden. Das gleiche Prinzip gilt für das Gepäck: Eine kleine Rahmentasche bleibt permanent am Rad für die wichtigsten Alltagsgegenstände, während für die Wochenendtour oder die große Reise eine große Sattel- und Lenkertasche ergänzt wird.
Wichtig ist, von Anfang an auf ein Rad mit ausreichend Montagepunkten zu achten. Viele Adventure-Gravelbikes bieten Ösen an Gabel, Ober- und Unterrohr, die maximale Flexibilität für die Befestigung von Flaschenhaltern oder Zusatztaschen ermöglichen. So bauen Sie sich schrittweise ein System auf, das für jede Situation die passende Antwort hat.
Ihr Plan zum perfekten Alltags- und Touren-Setup in 6 Schritten
- Beleuchtung: Montieren Sie eine StVZO-konforme, abnehmbare LED-Beleuchtung mit USB-Akku. Diese kann bei Tagfahrten zu Hause bleiben und spart Gewicht.
- Schutzbleche: Wählen Sie schnell montierbare Schutzbleche, die für deutsches Wetter ausgelegt sind, wie z.B. die SKS Speedrocker, die bei Bedarf in Sekunden an- oder abgebaut sind.
- Sicherheit: Bringen Sie eine unauffällige, aber laute Klingel im Innenbereich des Lenkers an, um im Stadtverkehr auf sich aufmerksam zu machen.
- Taschensystem: Nutzen Sie ein modulares System. Eine Rahmentasche für den Alltag (Schlüssel, Handy) und eine große Satteltasche (Arschrakete) für Wochenend- oder Urlaubstouren.
- Montagepunkte: Prüfen Sie die vorhandenen Ösen an Ihrem Rahmen und erweitern Sie diese bei Bedarf mit Adapterschellen, um zusätzliche Flaschenhalter oder kleine Gepäckträger anzubringen.
- Laufräder: Bereiten Sie einen zweiten Laufradsatz mit Straßenbereifung vor, um den Wechsel zwischen schnellem Alltagspendeln und Geländetour am Wochenende zu maximieren.
Das Wichtigste in Kürze
- Das wahre Potenzial des Gravelbikes liegt in der Erschließung der riesigen, gemischten Wegenetze Deutschlands, die weit über reinen Asphalt hinausgehen.
- Strategische Optimierung ist der Schlüssel: Gezielte Anpassungen bei Reifen, Druck und Laufrädern definieren die Leistungsfähigkeit für Ihr persönliches Terrain.
- Definieren Sie Ihre Mission: Die Wahl zwischen Race- und Adventure-Bike sowie zwischen Panniers und Bikepacking-Taschen hängt direkt von Ihren individuellen Touren-Ambitionen ab.
Wie Sie mit 8 kg Gepäck 10-Tage-Bikepacking-Touren durch entlegene Regionen meistern
Die ultimative Freiheit auf dem Gravelbike ist der mehrtägige Trip durch entlegene Gegenden, bei dem Sie völlig autark sind. Diesen Zustand erreichen Sie nicht durch mehr, sondern durch weniger. Das Ziel: ein Gesamtgewicht des Gepäcks von unter 8 Kilogramm. Das klingt nach einer Herausforderung, ist aber mit einer rigorosen Strategie und der richtigen Ausrüstung erreichbar. Der Schlüssel ist die Erweiterung Ihres Autonomie-Radius durch radikalen Minimalismus.
Der erste Schritt ist eine ehrliche Analyse: Was ist wirklich notwendig? Die Packliste wird in drei Kategorien unterteilt: Schlafen, Kleidung, Werkzeug/Elektronik. Jedes Gramm zählt. Statt eines Zeltes kann ein ultraleichtes Tarp oder ein Biwaksack ausreichen. Statt mehrerer Trikots genügt ein hochwertiges Merino-Trikot, das man abends auswäscht. Jedes Ausrüstungsteil sollte im Idealfall mehr als eine Funktion erfüllen. Ein Buff dient als Mütze, Schal und Handtuch. Ein leichter Daunenschlafsack ist komprimierbarer und wärmer als ein Kunstfasermodell.
Beim Essen bedeutet Minimalismus, auf Kochen zu verzichten. Kalte Verpflegung spart das Gewicht von Kocher, Topf und Brennstoff. Energieriegel, Nüsse, Trockenfrüchte und der gelegentliche Stopp in einem Dorfladen reichen für mehrtägige Touren in den meisten Regionen Deutschlands und Europas aus. Diese Reduktion auf das absolut Essenzielle hat einen befreienden Effekt: Das Rad bleibt leicht und agil, steile Anstiege verlieren ihren Schrecken und Sie können sich voll und ganz auf das Erlebnis und die Landschaft konzentrieren. Mit 8 Kilogramm Gepäck sind Sie nicht mehr nur auf Tour – Sie sind schnell, frei und unabhängig.
Nachdem Sie nun die strategischen und technischen Grundlagen kennen, besteht der nächste logische Schritt darin, diese Prinzipien in die Tat umzusetzen. Beginnen Sie noch heute mit der Planung Ihrer ersten Tour, bei der Sie bewusst die Grenzen des Asphalts hinter sich lassen.
Häufige Fragen zum Gravelbike in Deutschland
Brauche ich für den deutschen Straßenverkehr eine fest montierte Beleuchtung?
Nein, seit 2013 sind auch abnehmbare, batteriebetriebene Lichter StVZO-konform, solange sie das offizielle Prüfzeichen (eine Wellenlinie gefolgt von einem „K“ und einer Nummer) tragen. Das ermöglicht einen sauberen Look bei Tag und volle Sicherheit bei Nacht.
Wie viel Reifenfreiheit sollte mein Gravelbike für deutsche Verhältnisse haben?
Für maximale Vielseitigkeit empfiehlt sich eine Reifenfreiheit von mindestens 40 mm. Besser sind 45-48 mm, da dies Komfort auf ruppigem Kopfsteinpflaster in Altstädten und ausreichend Traktion auf matschigen Waldwegen nach einem Regentag gewährleistet.
Welche Übersetzung eignet sich für deutsche Mittelgebirge?
Für die oft kurzen, aber sehr steilen Anstiege in deutschen Mittelgebirgen (z. B. im Harz oder in der Eifel) ist eine 1×11 oder 1×12 Schaltung mit einer Kassette, die ein größtes Ritzel von mindestens 42 Zähnen hat (z.B. 10-42T), ideal. Dies bietet einen leichten Berggang, ohne die Höchstgeschwindigkeit auf flachen Stücken zu stark zu limitieren.